Der Festivalsommer neigt sich dem Ende und hinterlässt Erinnerungen an viele grandiose Konzerte, Spitzenbands und vor allem wogende Menschenmengen im Takt der Musik.
Wer einmal die Atmosphäre eines Konzerts geschnuppert hat, den lässt sie nicht mehr los. Ab dem Einlass vergisst man seinen Komfortabstand zu anderen Menschen und lässt sich bereitwillig mit in Richtung Bühne schieben. Aus vielen Individuen wird ein großer Organismus mit vielen Beinen, Armen und mit vielen Stimmen. Wenn dann die Band auf die Bühne kommt, dann werden auch die Stimmen eins. Ob man will oder nicht: Hüpft einer, hüpfen alle im Takt. Aus Platzmangel, aber vor allem, weil alle Bewegungen ansteckend sind. Das Denken setzt aus und im kollektiven Schwarmbewusstsein geht es nur noch um das Hier und Jetzt. Singt einer mit, dann singen alle! Der Mund formt Textzeilen an die man sich später nicht erinnern kann. Selbst tänzerisch Unbegabte finden den Beat, weil sich die Bewegungen von einem Körper auf den nächsten übertragen. Ein Wir-Gefühl entsteht und schwappt im besten Fall bis auf die Bühne und zurück. Spätestens beim Stagediving wird die Grenze zwischen Band und Publikum ganz aufgehoben, Sänger auf Händen getragen von einem Wir.
Nach dem Konzert hallt dieses Gefühl noch lange nach. Mit Liedzeilen im Ohr und dem Bass in der Brust ist die Realität noch eine Zeit lang so schwerelos wie beim Stagediving. Bei Festivals im Sommer umso länger, weil einem nicht die kalte Luft vor der Halle ins Gesicht schlägt, sondern der Sommerwind einem dieses gewisse Feeling um die Nase weht.
Ich bin dafür, dass man dieses Wir-Gefühl immer wieder sucht und erlebt. Auch wenn der Festival-Sommer zu Ende geht. Geht raus und seid Wir!
In diesem Sinne,
euer Willy